Autismus – Tiefgreifende Entwicklungsstörung

Autismus-Spektrum-Störungen (ASS)

Der Begriff Autismus-Spektrum-Störung wird in der ICD-10 und im DSM-IV-TR noch nicht ausdrücklich verwendet. Er ist aber ein zunehmend angewandter und allgemein akzeptierter inoffizieller Terminus, der sich in Klinik und Forschung durchgesetzt hat und in Zukunft höchstwahrscheinlich auch formal eingeführt werden wird.
In der ICD-10 wird noch das Konzept „tiefgreifende Entwicklungsstörungen (TE)“ als Oberbegriff für ASS verwendet.

Der Begriff „tiefgreifend“ zeigt an, dass es sich oft um eine schwere, überdauernde, viele Verhaltensbereiche betreffende, Problematik handelt, die Folge einer devianten, nicht nur verzögerten Entwicklung ist.

Im engeren Sinne umfasst ASS aber nur eine Subgruppe der TE.

Dazu werden gerechnet:

  • der frühkindliche Autismus (F84.0)
  • Asperger-Syndrom (F84.5)
  • der atypische Autismus (F84.1)
  • nicht näher bezeichnete tiefgreifende Entwicklungsstörungen (F84.9)
  • Sonstige tiefgreifende Entwicklungsstörungen (F84.8)

Die diagnostische Abgrenzung der einzelnen Störungsbilder fällt in der Praxis jedoch immer schwerer, da zunehmend auch leichtere Formen der einzelnen Störungsbilder diagnostiziert werden.
Das Asperger-Syndrom unterscheidet sich von anderen Autismus-Spektrum-Störungen in erster Linie dadurch, dass oft keine Entwicklungsverzögerung bzw. kein Entwicklungsrückstand in der Sprache oder der kognitiven Entwicklung vorhanden ist. Die meisten Menschen mit Asperger-Syndrom besitzen eine normale allgemeine, in Teilgebieten besonders hohe Intelligenz. Hingegen sind in der psychomotorischen Entwicklung und der sozialen Interaktion Auffälligkeiten festzustellen.

Andere TE

  • Rett-Syndrom (F84.2)
  • Andere desintegrative Störungen des Kindesalters (F84.3)
  • Überaktive Störung mit Intelligenzminderung und Bewegungsstereotypien (F84.4)

TRIAS

Seit der Arbeit von Wing und Gould (1979) werden autistische Verhaltensweisen, im Wesentlichen in drei kritische, auffällige Bereiche gegliedert, die oft als klassische TRIAS bezeichnet werden:

  • soziale Störung
  • kommunikative Störung
  • imaginative Störung (Nach heutiger Auffassung schließt diese Domäne besonders restriktives, stereotypes und repetitives Verhalten ein.)

Soziale Störung

umfassen Gestik, Blickkontakt, Grußverhalten, soziale Reziprozität, emotionale und kognitive Empathie, Teilen von Freude und Aktivitäten sowie das Verständnis der Gedanken, Affekte und Überzeugungen anderer und entsprechendes handeln.
Aufgrund von mangelnder Beherrschung sozialer Fertigkeiten und Beachtung sozialer Regeln wird das Verhalten autistischer Menschen jeden Alters oft als unakzeptabel bis aggressiv erlebt.

Kommunikative Störung

beinhalten insbesondere Auffälligkeiten der Sprache und des Sprechens. Viele schwer betroffene Personen entwickeln keine oder kaum aktive oder passive Sprache. Dabei werden wenige Versuche unternommen, Sprachdefizite durch nonverbale Kommunikation zu kompensieren.
Bei autistischen Menschen mit fließender Sprache findet sich häufig ungewöhlicher Gebrauch, z. B. Wortrituale, Neologismen, Prominalumkehr und ein pedantischer, idiosynkratischer Sprachstil. Sprachauffälligkeiten sind häufig.

Ein typisches Kennzeichen autistischer Kommunikation ist die Unfähigkeit, ein gleichberechtigtes, wechselseitiges Gespräch im Sinne einer Konversation zu führen, vor allem wenn das Gespräch von rein sozialem Anlass und Inhalt ist. Sprache wird in der Regel wortwörtlich aufgefasst, so dass Ironie, Zynismus, Sprichwörter und andere Abstraktionen nicht gut verstanden werden. Vor allem fantasievolles Spielen, das einen wesentlichen Teil kindlicher Kommunikation ausmacht, ist bei ASS typischerweise eingeschränkt.

Imaginative Störung

Restriktives, stereotypes und repetitives Verhalten beinhaltet wiederkehrende ungewöhnliche Bewegungen, z.B. Jaktieren (Oberkörperschaukeln), Hand- und Fingermanierismen, Flattern, Erstarrungen und Verdrehungen des Körpers.
Darüber hinaus auffälliges Interesse am Geschmack, an Gerüchen, Geräuschen, Lichteffekten oder der Beschaffenheit von Oberflächen. Auch autoaggressives Verhalten und Widerstand gegen Veränderungen von Routinen und der Umgebung fallen in diesen Bereich. Sehr intensive normale Interessen (z. B. an Computern, Dinosauriern, …), die viel Zeit beanspruchen und die Alltagsbewältigung oder das Familienleben stören sowie offensichtlich ungewöhnliche Interessen (z. B. Kanalisation, Schrauben, Schranken, …) kommen vor.

Literatur

Bölte S., 2009, Autismus, Spektrum, Ursachen, Diagnostik, Intervention, Perspektiven; Verlag Huber
Poustka F., Bölte S., Feineis-Matthews S., Schmötzer G., 2004, Ratgeber Autistische Störungen, Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher, Verlag Hogrefe

Therapieangebot für Kinder mit ASS

Einzeltherapie

Die Einzeltherapie wird blockweise angeboten.

Anfangs wöchentlich später 14-tägig eine Stunde Therapie. Die Therapie wird im Beisein von einer Betreuungsperson durchgeführt. So gelingt es viel besser, die erarbeiteten Fertigkeiten in den Alltag zu übertragen. Die Beratung kann sofort durchgeführt werden. Fragen können beantwortet werden. Die Zusammenarbeit gestaltet sich unmittelbar und einfach.
Der erste Block beinhaltet meist 20 bis 30 Therapieeinheiten. Danach braucht es eine Erholungs- bzw. Festigungspause von 3 bis 5 Monaten.

Anschließend werden mit den Eltern Therapieziele für einen neuen Therapieblock festgelegt.

Individuelle Förderung

  • Interaktion/Kommunikation
  • Imitation
  • Arbeitshaltung
  • Aktivitäten – Handlungen

Um das beste für Ihr Kind zu erreichen gibt es eine Zusammenarbeit mit

  • Elternhaus
  • Krabbelstube
  • Kindergarten
  • Schule/Hort
  • zuweisenden Ärzten bzw. Institutionen (Krankenhäuser, …)

Autistenhilfe Wien

Von der Autistenhilfe in Wien werden regelmäßig sehr gute Elternworkshops angeboten – finden in Wien statt.