Störungen der Exekutivfunktionen bei Kindern und Jugendlichen

Exekutivfunktionen sind ein Oberbegriff, der verschiedenartige, teilweise sogar gegensätzliche kognitive Funktionen beschreibt. Sie steuern, überwachen und verändern unser Verhalten. Eine Störung der Exekutivfunktionen kann sich auf der geistigen oder auf der Verhaltensebene zeigen (Müller S. V., 2009).

Um die Weite des Begriffs übersichtlicher zu halten, unterscheiden Dawson und Guare (2010) zwei Dimensionen exekutiver Funktionen:

DENKEN – (Kognition)HANDELN – (Verhalten)
Planen/Setzen von PrioritätenEmotionale Regulation
OrganisationAufmerksamkeitssteuerung
ZeitmanagementInitiieren von Handlungen
MetakognitionZielgerichtete Beharrlichkeit / Flexibilität

Diese Funktionen lassen sich nach zwei Kriterien unterscheiden:

  • zum einen nach dem Kriterium der Reihenfolge, in der sie im Laufe der kindlichen Entwicklung herausgebildet werden,
  • zum anderen nach dem Kriterium der Aufgabe, die sie im Leben des Kindes übernehmen.

Die aktuelle Forschung über die kindliche Entwicklung sagt uns, dass sich Reaktionshemmung, Arbeitsgedächtnis, emotionale Regulation und Aufmerksamkeitssteuerung bereits in den ersten 6 – 12 Lebensmonaten entwickeln. Die Anfänge gezielten Planens beobachtet man/frau, wenn ein Kind eine Möglichkeit findet, an einen begehrten Gegenstand heranzukommen. Deutlicher offenbart sich die Funktion des Planens, sobald das Kind anfängt zu laufen. Andere Funktionen, wie das Initiieren von Handlungen, die Organisation, das Zeitmanagement und die zielgerichtete Beharrlichkeit kommen später im Vorschul- bis frühen Grundschulalter hinzu.

An dem Wissen, wie die einzelnen Funktionen wirken, ob eher auf das Denken oder das Handeln, können sich die Interventionen ausrichten. Es zeigt, ob das Ziel sein sollte, dem Kind dabei zu helfen, anders zu denken, oder ob es darum geht, dass das Kind die Fähigkeit entwickelt, sich anders zu verhalten.

Quellenliteratur

Dawson P. / Guare R. 2012: „Schlau aber, … Kindern helfen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln durch Stärkung ihrer Exekutivfunktionen“. Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern